Jedes der drei Elemente steht zunächst für sich allein, erscheint in sich komplett und unabhängig und strebt als Abbildung der Wirklichkeit jeweils in eine eigene Richtung. Das assoziative Feld, welches aus den bestehenden Bezügen zwischen den Elementen resultiert, weist jedoch weit über das Abbildhafte hinaus. Die Vielschichtigkeit möglicher Beziehungen zwischen dem einen, dem anderen und dem dritten ist hier das herausfordernde Moment: Es geht nicht um das, was wir unmittelbar sehen, hören und verstehen können, sondern um den im besten Falle bewussten inneren Vorgang der In-Bezug-Setzung und Interpretation.

Die Verflechtung der auf getrennten Zugangskanälen präsentierten Inhalte ist nur Stück für Stück entschlüsselbar. Zunächst wird man in einem Zwischenbereich von Uneindeutigkeit gehalten, denn Photographien wie Tonaufnahmen bleiben in ihrer Zuordnung vage und undefiniert. In den Stimmaufnahmen begegnet man den Menschen auf sinnliche Weise, bekommt ein Empfinden für die Person, kann über den Inhalt ihrer Erzählung jedoch nur mutmaßen (es sei denn man beherrscht tschetschenisch oder Farsi). Die Übersetzung ins Deutsche in Schriftform fügt diejenige Ebene hinzu, die erklärt und die Elemente inhaltlich miteinander verknüpft.

Unter Voraussetzung des uneingeweihten Betrachters fokussiert die Präsentation somit auf das Moment der Ungewissheit, des Nicht-Wissens, den Augenblick, bevor Erkenntnis greift und schlüssige Erklärungen liefert. Sie ruft die Erfahrung von Verunsicherung auf, die im Zustand des Fragens hält und im Idealfall dazu befähigt, eigene Assoziationsräume zu öffnen, die individuelle wie persönliche Zugänge, Beteiligungen, Verknüpfungen und Deutungen zulassen.